Die Walcker-Orgel in der Lukaskirche Planitz



Auf Beschluss des Kirchenvorstandes holte man 1872 Angebote mehrerer Orgelbaufirmen ein, u.a. von Jehmlich/Zwickau, Bärmig/Werdau, Kreutzbach & Söhne/Borna und E. F. Walcker/Ludwigsburg. Letztendlich entschied sich der Kirchenvorstand gemeinsam mit dem Architekt G. L. Möckel für die Fa. Walcker, obwohl deren Angebot mit 5850 Thalern nicht das billigste war. Die Orgel besaß 31 Register auf zwei Manualen und Pedal und wurde 1876 zusammen mit der Kirche eingeweiht.


Das 1820 von Eberhard Friedrich Walcker in Ludwigsburg bei Stuttgart gegründete Unternehmen war zu dieser Zeit die führende Orgelbaufirma in Deutschland und firmierte noch bis zur Auflösung 1999 als E.F. Walcker & Cie. In Sachsen sind von ehemals 20 Walcker-Orgeln gerade noch 4 Orgeln sowie die nicht mehr spielbare Orgel in Planitz vorhanden. Walcker arbeitete zu dieser Zeit ausschließlich mit dem in Sachsen noch weitgehend unbekannten technischen System der mechanischen Kegellade. Die effiziente Konstruktionsweise erlaubte den Einsatz massenhaft gefertigter Trakturteile und meistert trotzdem souverän viele Probleme des älteren Orgelbaus. Die später oft kritisierte industrielle Fertigungsweise gewährleistet durch gleichbleibend hohe Qualität und die Verwendung bester Materialen eine heute noch beeindruckende Dauerhaftigkeit.

Ansicht der Walcker-Orgel um 1920 (Foto: Förderverein)
Ansicht der Walcker-Orgel um 1920 (Foto: Förderverein)

Dass die Planitzer Orgel nur als Torso erhalten ist, hat zwei Ursachen: Aufgrund eines vernichtenden Urteils des Zwickauer Domkantors und Orgelsachverständigen Günther Metz über das romantische Klangbild der Orgel erfolgte 1963 eine umfangreiche Umdisponierung. Mangels Geld und Material wurden dabei allerdings viele Pfeifen lediglich umgebaut oder umgestellt. Nachdem sich die Landeskirche angesichts der drohenden Schließung der Lukaskirche über mehrere Jahre bemühte, einen anderen Aufstellungsort für die Orgel zu finden, kam es etwa ab 1976 zur Abgabe von Pfeifen und vom Spieltisch. Auch Vandalismus trug zu Zerstörungen bei.


Blick ins Gehäuse der Orgel
Blick ins Gehäuse der Walcker - Orgel
Ansicht der Orgel 2018/2019
Ansicht der Orgel 2018/2019

Ansicht der Walcker-Orgel im Jahr 2019, eine Kulissenmalerei des Theaters Plauen-Zwickau
Ansicht der Orgel 2019 vor der Sanierung, eine Kulissenmalerei des Theaters Plauen-Zwickau

Die Wiederherstellung des Instruments schließt eine Lücke im Verständnis der Entwicklung des sächsischen Orgelbaus. Die Nutzung wird sich nicht auf die gottesdienstlichen Belange beschränken. Die bereits vor 2019 sehr zahlreichen kulturellen Veranstaltungen in der Lukaskirche werden durch die Orgel noch eine willkommene Bereicherung erfahren. Am 8. Februar 2019 erfolgte die Übergabe der Fördermittel durch den Staatssekretär Dr. Günther Schneider und den Bundestagsabgeordneten Carsten Körber an die Kirchgemeinde. Ergänzt wird die Finanzierung durch Mittel der Landeskirche Sachsens, des Fördervereins der Lukas Kirche Planitz e.V. und der Kirchgemeinde.


Situation im Oktober 2020

Im September 2019 baute die Fa. Eule mit Helfern aus Planitz die Spielmechanik und die noch vorhandenen Orgelpfeifen aus und transportierte alle Teile nach Bautzen.

Gehäuse der Orgel im Juni 2020
Gehäuse der Orgel im Juni 2020

Anschließend begannen die Instandsetzungs-arbeiten an den Emporengewölben durch Putzreparatur und Wiederherstellung der originalen Farbigkeit und Schablonenmalerei, sowie die Reparatur und Restaurierung des Orgelgehäuses. Dabei lobend erwähnt werden sollen die Firmen Brasche Lengenfeld (Putz und Restaurierung) und GSK Möbelbau Hirschfeld (Tischlerarbeiten). Seit Juni 2020 sind alle diese Arbeiten abgeschlossen. Vielen Dank auch an die ehrenamtlichen Helfer.


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